Wir wollen den „Kreis schließen“ – und das für uns letzte unbekannte Gebiet in Australien kennenlernen – von Broome nach Darwin quer durch die Kimberleys …und wir wollen es auf eine für uns „neue“ Reiseart umsetzen. Bei unseren Recherchen stoßen wir auf ein interessantes Angebot – ein örtlicher Anbieter „Adventure Tours Australia“ bietet uns die Möglichkeit mit einer Gruppe zu reisen, in Zelten zu schlafen in „very basic Campgrounds“ – na das ist ja genau das richtige!!!
Gebucht (via Peter Pan’s), gebongt und bei Sonnenaufgang am 31. Mai werden wir von „Rik“ – unserem Guide – abgeholt. Rik (eig. Richard, wie ihn seine Mum nennt, wenn er etwas angestellt hat ;)) bezeichnet sich selbst als „Nomad“, der hat keine permanente Adresse und arbeitet dort wo eben grad Saison ist („chasing the seasons“).
Insgesamt sind nur 10 Personen auf die Tour gebucht – es könnten auch 20 sein – und wir sind ein wenig überraschend nicht die ältesten Teilnehmer. Die Gruppe ist bunt gemischt, sowohl nach Alter (ca. 25 – 70) als auch nach Nationalitäten (England, Deutschland, Polen, Österreich, Australien ). Mit nur 10 Teilnehmern gibts auch im Bus ausreichend Platz und die Gewichtsbeschränkungen beim Gepäck sind auch nicht relevant (sollte man aber so wie wir vorher klären, das scheint bei anderen Anbietern strikter gehandhabt zu werden).
Der „Bus“ ist übrigens ein Allrad Lkw von Isuzu – aber alle reden immer nur vom Bus.
Gleich zu Beginn sorgt das Gerät dann auch gleich für ein paar Schrecksekunden als die Schaltung mehrfach versagt. Aber der Rik kann das fixen, dürfte wohl irgendwas am Schaltgestänge lose geworden sein. Ist im Verlauf der Tour dann nicht mehr aufgetreten.
Leider ist das nicht das einzige Problem, der Regen von letzter Woche hat den Straßen offensichtlich schlimmer zugesetzt als wir das erwartet hatten. Gleich die ersten beiden Ziele sind nicht erreichbar und so muß der Plan geändert werden, anstatt Tunnel Creek und Windjana Gorge fahren wir ins Camp Mt Barnett und werden dort zwei Nächte kampieren. Tja, planen ist eben doch nur Zufall durch Irrtum zu ersetzen :).
Um in das Camp zu kommen biegen wir auf die „famose“ Gibb River Road ein – vorher noch ein Stop in der Norval Galerie in Derby — ab jetzt ists mit dem Asphalt mal zum überwiegenden Teil vorbei – lt. Rik die Straße der kaputten Autoreifen, Autoleichen und „kaputte Ehen“ :). Rumpelt gelegentlich schon ganz ordentlich und man versteht gleich mal warum kleiner Straßen gesperrt sind.
Im Camp angekommen zeigt der Rik dann mal vor wie das mit den Swags, Zelten und Küchenaufbau etc. funktioniert – wenn man das mal so vorgeführt bekommt, dann geht das alles ziemlich einfach und schnell. Auch wie die Tische etc. für die „Küche“ aufgestellt werden, von wem wann gekocht wird usw. – für das alles erteilt der Rik die Anweisungen und das flutscht alles als hätten wir das schon oft zusammen gemacht. Man sieht jetzt schon, dass die Gruppe gut zusammenpasst, acht Teilnehmer haben schon die Tour an der Westküste gemeinsam absolviert, allerdings mit anderen Guides, und ohne uns!
Nach dem (ersten von neun weiteren ausgezeichneten) Abendessen erklärt uns der Rik noch was morgen auf dem Programm steht. Wir werden gleich in aller Früh zur Manning Gorge aufbrechen – dazu werden wir den Fluss/Teich/See an dem wir kampieren schwimmend überqueren – für Gewand, Schuhe etc. sind ein paar der Länge nach halbierte Fässer vorhanden, die man dann vor sich durchs Wasser schiebt.
Nach einem doch recht langen Tag sind alle schon müde und so um 20:30 schlafen wohl schon alle. Und alle haben auch den Wecker gestellt, weil es geht ja früh los.
Den Wecker hätten wir uns aber auch sparen können, pünktlich zum Sonnenaufgang um 05:30 erscheinen hunderte Kakadus, die mir ihren Schreien nicht nur in der näheren Umgebung alles und jeden aufwecken. Macht nichts, wir wären ohnehin um die Zeit aufgestanden, jetzt noch frühstücken ( auch dafür gibts ein wohldurchdachtes Vorgehen) und los gehts. Wir schwimmen mal die ersten paar Meter durch das nicht allzu kalte Gewässer, ziehen uns am Ufer trockene Sache an und marschieren Richtung Manning Falls. Auch dort gibts eine Badegelegenheit, wir schwimmen unterhalb des Wasserfalls, die „Jungen“ klettern auch noch weiter rauf und springen runter – alles sehr entspannt und da wir schon so bald losgestartet sind, sind wir auch fast die einzigen dort.
Dann gehts wieder zurück ins Camp, Schwimmeinlage und wir fahren mit dem Bus los, Richtung Mt Barnett Roadhouse und weiter zur Galvans Gorge – eine Gorge geht ja immer noch ;).
Ein Stopp noch zum Feuerholz sammeln, dann sind wir wieder im Camp. Heute gibts „Roasted Lamb“ und das wird im Eisenkessel auf den Kohlen vom Feuer zubereitet. Das hätten wir jedenfalls nicht erwartet – ist mit diversen Beilagen wirklich erstklassig gelungen.
Wie nicht anders zu erwarten gehts am nächsten Tag wieder früh los, unser tierischer Wecker erscheint pünktlich um 05:30 und wir bauen das Camp hier in Mount Barnett ab und fahren los zum nächsten mit dem klingenden Namen: El Questro (warum das so heisst, und was es möglicherweise bedeutet haben wir bisher noch nicht herausgefunden).
Auf dem Weg dorthin besuchen wir wieder die eine oder andere Gorge und auch die Ellenbrae Station. Fast sowas wie eine Oase, alles ist grün, es gibt Scones – ein sehr netter Platz, allerdings in der „Wet season“ von Jänner bis Mai nicht über den Landweg zu erreichen. Alles halt ein bisschen extrem hier downunder. Nach Kaffee und Scones gehts weiter und wir erreichen am späteren Nachmittag den Campingplatz. In El Questro können offenbar bis zu 2000 Leute kampieren, es nicht ist aber noch nicht so voll, und wir bekommen sogar noch Platz an der Bar – sowas gibts hier nämlich.
Die Nacht verläuft dann wieder ruhig, obwohl neben uns einige Schulklassen kampieren, aber es dürfte sich wohl um höhere Söhne und Töchter gehandelt haben, so brav wie die grüßen, pünktlich ins Bett gehen, aufstehen usw.
Apropos aufstehen – Kakadus gibts auch hier und um 05:30 – wann auch sonst – sind wir wieder auf, frühstücken und fahren los. Amalia Gorge, Emma Gorge, El Questro Gorge stehen am Programm – teilweise schon mit ein bisschen „Rock Climbing“ und jedenfalls vielen Wasserdurchquerungen – nicht alle Schuhe bleiben trocken. Für die Schuhe der meisten australischen Touristen hier ist das kein Problem, die gehen das alles in FlipFlops, allerhöchstens noch in Crocs.
Einer unserer Mitreisenden hat dann noch entdeckt, dass es in der Bar am Abend ein „Trivia“ gibt, sowas ähnliches wie ein Pubquiz. Wir spielen alle in zwei Teams mit, haben aber leider nix gewonnen … war aber trotzdem ein sehr lustiger Abend.
Nächster Tag, Abreise von El Questro, wir nähern uns schön langsam einem einem weiteren Highlight der Tour, den Bungle Bungles. Davon aber später, vorher gehts noch zu den Zeebeedee (CBD) Hot Springs – warme Quellen mit „Pools“ in denen man es gut und gern den ganzen Vormittag lang aushalten könnte (Am Nachnmittag sind die dann für irgendwelchen ganz exklusiven Gäste gesperrt).
Die Bungles müssen dann doch noch etwas länger warten, aufgrund des Regens sind die Straßen dort nach wie vor nicht passierbar.
Der Plan wird also wieder mal geändert, der Rik hat immer noch eine Alternative zur Hand und so fahren wir nach Wyndham, tanken voll, besichtigen das dortige Museum, erfahren ein bisschen was vom „Flight Into Hell“, fahren zu einem Lookout und dann zurück Richtung Kununurra und von dort zu unserem nächsten Camp.
Das ist jetzt im Vergleich zu El Questro schon deutlich einfacher, aber dafür sind wir dort allein, mitten im Wald und direkt an einem Fluß. Und es gibt eine Barbecue (BBQ) Station, die wir dann natürlich auch nutzen, für Steaks, what else ;).
Ganz allein sind wir aber doch nicht, die hier eingeschleppte Cane Toad (eine recht große Kröte) bevölkert in offensichtlich großer Zahl den Wald und das führt dann dazu, dass die Mehrheit der Mitreisenden nur geschlossen den Weg zu den Toiletten/Duschen antritt.
In der Nacht „regnet“ es dann noch die kleinen Raupen einer Motte aufs Zelt, gefällt auch nicht allen, aber besser als echter Regen ist das auf jeden Fall.
Am frühen Morgen (wann eigentlich sonst) gehts los Richtung Lake Argyle, der größte Stausee Australiens. Dort machen wir eine Bootsfahrt im Zuge derer wir Wallabees in den Klippen herumhüpfen sehen und dann auch noch einige Süßwasserkrokodile zu Gesicht bekommen – es soll am See über 25.000 davon geben!! Nach einem kurzen Badestop gehts wieder zurück an Land und wir fahren ins Durack Homestead Museum. „Die Duracks“ waren früher offensichtlich eine einflußreiche Familie in der Gegend.
So wie auch an jedem anderen Tag stoppen wir irgendwo fürs Mittagessen, meistens Wraps, oder auch die Restln vom Vorabend. Irgendwie hat man doch immer Hunger.
Danach wieder ins Camp, für den späteren Nachmittag steht noch eine Paddeltour am Programm, mit den Kanus vom „Macker“.
Jeweils zu zweit übernehmen wir ein Boot und schon gehts los am Ord River, wie immer souverän angeführt vom Rik. Über das spiegelglatte Wasser gleiten die Boote mit wenig Anstrengung dahin, man muss nur auf die versunkenen Bäume ein bisschen aufpassen, da könnte man auch aufsetzen und dann kentern. Passiert aber nicht und kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir wieder das Camp. Kochen, Essen, Abwaschen, schlafen….
Und vorher noch die gute Nachricht – die „Bungles“, eigentlich der Purnululu National Park öffnen für die Tour Operators einen Tag früher als ursprünglich angegeben. Das wird einiges an Fahrerei bedeuten, aber dafür geht sich das doch noch aus.
Im Park angekommen starten wir mit der Besichtigung, erodiertes Gestein formt Schluchten und Dome und Höhlen und und und … im Echidna Chasm fühlt man sich unwillkürlich an Petra in Jordanien erinnert.
Wir fahren ins Camp, das ist tatsächlich noch einfacher als „Macker´s Place“ – hier gibts nur noch eine Toilette (aka Plumpsklo ;)). Währen ein paar Teilnehmer noch eine Helikopterflug absolvieren bauen wir auf, richten die Küche ein, etc., etc.
Kochen, Essen, Schlafen weil morgen gehts nämlich wirklich früh los, wir werden zu einem Lookout fahren von dem aus man den Sonnenaufgang in seiner ganzen Pracht verfolgen kann. 04:20 Abfahrt – da brauchts den Wecker, das wäre selbst für die Kakadus zu früh. Man fragt sich ja schon immer wieder mal, warum eigentlich tun wir uns das an, aber es war´s wie so oft einfach wert. Die Farben der Landschaft ändern sich von Minute zu Minute, und wenn man dann mit Kaffee und Pancakes (Der Rik hat wieder mal was gezaubert), irgendwo im nirgendwo fast allein ist, dann sind das schon bewegende Momente. Jetzt gehts noch zu den „Domes“, das sind die Formationen, die man hier immer mit den „Bungles“ assoziert, dann noch die „Cathedral“, eine Höhle, dir auch durch Wasser und Erosion geschaffen wurde – verständlicherweise ein magischer Platz für die Aboriginals. Und wir waren allein dort – nur unsere Gruppe.
Leider müssen wir die Bungles auch schon wieder verlassen, heute übernachten wir in Kunururra, war nicht geplant, aber der Plan/Zufall/Irrtum – das hatten wir ja schon ein paarmal.
Von Kununurra geht dann Richtung Katherine, wir stoppen an der gleichnamigen Gorge für einen kurzen Lookout – Gorges haben wir jetzt schon einige gesehen.
Im Camp dann eine echte Überraschung, hier gibts permanente Zelte, mit Betten! und sie sind für uns gebucht! Das hatte keiner von unser auf seinem/ihren Itinerary … perfekt.
Zum Essen gibts heute klassisches Aussie Essen, Bratwurst (oder so) auf karamelisierten Zwiebel auf Toast (und Saucen :)).
Tags darauf, dann gar nicht mal so früh auf, wir sind mittlerweile im Northern Territory angekommen, da gibts 1,5 Stunden Zeitverschiebung, jetzt wird es später dunkel, aber auch später hell. Wie auch immer – wir fahren erst um 07:45 los und machen noch einen Abstecher zur Katherine Gorge, diesmal mit Badestop, an einem Wasserfall, einmal noch umziehen, rein ins (diesmal recht frische) Wasser, zum Wasserfall und dann durch kleine Stromschnellen wieder zurück – den letzten „Swim“ konnten wir uns nicht entgehen lassen.
Noch einmal Lunch entlang der Straße, wir halten beim Adelaide River Pub, dort ist der Büffel ausgestopft ausgestellt, der bei „Crocodile Dundee“ „mitgespielt“ hat.
Und dann weiter nach Darwin – hier endet diese Tour – aber noch nicht ganz, für den Abend ist noch ein Tisch im „The Cavenagh“ reserviert worden, da treffen wir nochmal alle Teilnehmer und auch den Rik – ist ein vergnüglicher Abend geworden, auch wenn immer ein bisschen traurig ist, wenn so eine gute Zeit zu Ende geht.