Wie man aus dem Titel sofort erkennt (sofern man fließend Maori spricht), geht es in diesem Beitrag um unseren Aufenthalt in Whakatane, einer kleinen Stadt südöstlich von Auckland. Übersetzt bedeutet der Titel ungefähr „Ich muss hier wohl als Mann handeln“ und das hat die Maori Prinzessin Wairaka bei der Ankunft ihres Stammes auf Neuseeland gerufen, als die Männer alle schon am Strand waren und sie das abtreibende Kanu retten musste, das sie eigentlich gar nicht benutzen durfte (auch heute noch gibt es hier ein traditionelles Waka, das auch nur von Männern betreten werden darf). Man hat ihr zu Ehren an der Hafenausfahrt eine Statue errichtet, zu der es allerdings auch eine andere Entstehungsgeschichte gibt. Wie auch immer – nach den erholsamen Tagen im Brown Kiwi Hostel/Auckland, samt Zimmerfeuerwerk zu Neujahr vom Skytower 🙂 – haben wir uns nach Whakatane aufgemacht, das Tor zu White Island, einem aktiven Unterwasservulkan. Mit dem Intercity Bus fahren wir dorthin, im Wesentlichen wieder auf der Strecke nach Rotorua, die wir schon ein paarmal abgefahren sind. Wir kommen am Nachmittag ziemlich pünktlich an und werden an der Busstation schon von unserem Vermieter Keith erwartet, der uns hier abholt.
Das Karibu Backpackers Hostel ist vom Stadtzentrum gut zwei Kilometer entfernt, da sind wir über den „lift“ schon ganz froh. Nicht ganz so froh sind wir dann beim Einchecken, das Hostel ist im Vergleich zum Brown Kiwi und anderen doch schon deutlich mehr abgewohnt und auf den ersten Eindruck auch nicht sooo sauber. Wir können aber zwischen einem Zimmer
im Haupthaus und einem brandneuen Container wählen („manufactured in China, assembled in New Zealand“) und den nehmen wir auch, da die Zimmer im Haupthaus mehrheitlich von „Seasonal Workers“ belegt sind, die meisten von ihnen sind aus junge Leute aus Deutschland, alle recht nett, aber so ganz passen wir dann doch nicht in diese gefühlte WG.
Wie sich herausstellen wird, ist das Hostel aber doch ganz passabel, viele Alternativen hätte es außerdem ohnehin nicht gegeben, alle anderen Quartiere, die wir sehen, haben samt und sonders „No Vacancy“.
Wir starten umgehend zu ein paar Einkäufen und einem Spaziergang durch die Stadt, wenig überraschend verschlägt es uns noch in ein Irish Pub, in dem wir in den folgenden Tagen noch einige Stunden verbringen werden. Denn nach Whakatane sind wir ja hauptsächlich gefahren um auf White Island zu gelangen, den schon erwähnten Vulkan. Die Tour dazu haben wir für den folgenden Tag bei White Island Tours gebucht, wir müssen am Abend nochmal „reconfirmen“ ob das tatsächlich stattfindet. Vulkanaktivität und das Wetter können die Überfahrt und das Betreten unmöglich machen. Und so kommt es leider auch, zu viel Wind ist angekündigt, bei unsere Anruf am Abend stehen die Chancen noch fifty-fifty, aber am Morgen wird die Tour abgesagt. Da gerade Ferienzeit ist, sind alle Alternativen ausgebucht, und erst am Sonntag könnten wir wieder mitfahren. Wir informieren umgehend den Keith, dass wir eine Nacht verlängern werden, ist kein Problem, der Container ist noch frei, und buchen um.
Der Tag steht jetzt zu unserer freien Verfügung und wir beschließen an den Strand zu gehen. Über einen Felsen, der Whakatane von diesem trennt, wandern wir zum „Secret beach“, etwas nördlich vom Ohope Beach, der der beste Strand Neu Seelands ist (sagen die Leute in Whakatane und Ohope). Auf dem „Track“ gibts viele Aussichtspunkte und man kann bis nach White Island sehen, oder auch auf Whakatane und den gleichnamigen River, auf dem die Boot wir an der Perlenkette aufgereiht liegen. Nach etwas mehr als zwei Stunden erreichen wir den Strand, der ist zwar nicht wirklich geheim, aber es sind nicht viele Leute da und das Wasser ist schon deutlich wärmer als noch vor ein paar Tagen in Auckland. Auf der Nordseite gehts flach und sandig ins Wasser, die Wellen wären ideal zum Bodyboarden, haben wir aber grad nicht dabei, macht aber nix. Wir sind beim Wandern ganz schön ins Schwitzen gekommen, da kommt uns die Abkühlung jetzt gerade recht. Die deutschen „fruit picker“ sind bei Flut auf der Südseite ins Wasser gegangen, da sind jede Menge Steine im Wasser, die man dann nicht sieht, das sollte man eher vermeiden.
Der Weg, über den wir gekommen sind, ist bei Flut nicht passierbar, und so brechen wir in etwa bei Mittelwasser wieder auf und machen uns auf den Rückweg. In Whakatane angekommen, schauen wir noch im Irish Pub vorbei und gehen dann zurück ins Hostel.
Bei der Plauderei am Abend haben wir uns noch über den neuseeländischen Kaffee, bzw. das was man hier dafür hält, ausgelassen. Unser „Landlord“ nimmt das zum Anlass uns zu seinem Morgenkaffee mitzunehmen, im The Bean Cafe soll es guten Kaffee geben… na mal sehen. Aber wir werden überrascht, verglichen mit unseren bisherigen Erfahrungen kann man das Gebräu hier tatsächlich trinken, auch ohne Milch und Zucker.
Im Gespräch mit Keith stellt sich dann heraus, dass er als Reporter für den Whakatane Beacon tätig war. Er kennt hier tatsächlich fast jeden und ist ein schier unerschöpfliche Quelle für Informationen rund um Whakatane, die hier lebenden Maori, uswusf..
Nicht weit weg vom Cafe ist auch das Büro von White Island Tours, wir statten den sehr netten und bemühten Leuten dort einen Besuch ab, und lassen uns auf die Warteliste für Samstag setzen, die ist zwar voll, aber die Wettervorhersage wäre gut, was weiß man.
Zurück im Hostel verarbeiten wir die Reste aus unserem „Foodbag“ zu Wraps/Tacos/Tortillas, und es wird später als gedacht, fast kommt schon so was wie Hostel-Atmosphäre auf, irgendwie passt hier also doch auch. Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass es für morgen keine Absagen für die White Island Tour gibt. Wir hoffen als dass das Wetter am Sonntag passt.
Samstag morgen – Traumwetter, fast kein Wind, und wir sitzen beim Frühstück im Hostel, statt auf dem Boot Richtung Vulkan, sch….ade. Aber was soll´s, machen wir halt wieder einen „Walk“ oder so, oder den Blog, oder an den Strand. Wir haben noch keinen wirklichen Plan gefasst, da läutet das Telefon – White Island Tours ist dran – wir könnten heute nachmittag mitfahren! Die Entscheidung fällt in weniger als einer Nanosekunde – „We´ll be at the office at 12“!
White Island
Die Rucksäcke sind schnell gepackt, Wasser aufgefüllt und schon sind wir auf dem Weg Richtung Hafen (der Keith fährt uns netterweise hin). Klar sind wir zu früh, aber jetzt wollen wir die Tour natürlich nicht versäumen. Beim Einchecken gibts den wohl seltsamsten Boardingpass ever – ein metallenes Etwas, das uns an an die Aluminiumhüte von diversen Verschwörungstheoretikern erinnert – wie auch immer, wenn wir damit an Bord gehen dürfen, soll es uns recht sein.
Das Boot legt ab und wir fahren den Whakatane River hinunter Richtung Meer. Die Hafenausfahrt ist eng und wellig, der Kapitän steuert das Boot aber mit hoher Geschwindigkeit sicher durch (wenn nicht, dann hätte halt die Dagi als Mann handeln müssen).
Etwas mehr als eine Stunde dauert die Fahrt nach White Island – dann werden Helme und Gasmasken ausgeteilt, und wir müssen für die Überfahrt zur Insel in ein Schlauchboot umsteigen, dabei sind in Neuseeland Schwimmwesten zu tragen, auch die legen wir an. Alles gut organisiert und entspannt abgewickelt vom Personal hier am Schiff.
Bei den heute herrschenden Wetterbedingungen ist das Ein- und Aussteigen ins Dinghi problemlos und nach ein paar Fahrten sind alle an Land. Wir stehen vor den Überresten einer alten Schwefelfabrik, alles schon seit Jahrzehnten nicht mehr in Betrieb und entsprechend verrottet. Vor allem dem Metall setzen die Dämpfe und Gase zu, das Holz sieht eigentlich noch ganz gut aus.
Es gibt ein paar Sicherheitseinweisungen (am Weg bleiben, zusammen bleiben usw.) und dann geht die Tour los. Zwei Guides begleiten unsere Gruppe, eine voraus, eine hinterher, und wechseln sich mit den Erklärungen an den verschiedenen Stops ab.
Mit der Resten der alte Fabrik siehts hier noch richtig irdisch aus – bald aber geht der Weg vorbei an rauchenden Löchern (Gasmaske schadet hier gelegentlich nicht) und die unwirklich gelbe Farbe, und der dazugehörige Geruch, muten schon eher außerirdisch an – so wie man sich den Mars in etwa vorstellt. Man könnte sich auch problemlos vorstellen, dass Kirk und Spock mit „Phasern auf Betäubung“ hier um einen Ecke gebogen kämen.
Immer wieder halten wir an und es gibt Erklärungen zur Insel/dem Vulkan selbst und den hier vorkommenden Elementen. Weiter gehts Richtung Kratersee, der eine mintfarbene, grünliche Färbung hat und vor sich hin dampft und blubbert. Der See ist am Steigen, wenn er mit der aktuellen Geschwindigkeit weitermacht, dann wird er in sechs Monaten übergehen, gut dass wir jetzt hier sind.
Wenn alle mit dem Fotografieren fertig sind, setzen wir die Tour zum nächsten Spot fort. Wir halten an zwei kleinen Rinnsalen (von den Guides als Rivers bezeichnet), deren Wasser man kosten kann – schmeckt in beiden Fällen ganz unterschiedlich – mal nach Eisen (und daher eher nach Blut) und der andere deutlich nach Zitrone.
Weiter gehts wieder zurück Richtung Schwefelfabrik. Noch einmal wird auch jedes noch so verrottete Detail von allen festgehalten, wir lassen den Blick ein weiteres Mal über die so unwirkliche Landschaft schweifen und fahren als Letzte mit dem Schlauchboot zum Schiff zurück. Für uns alte Vulkanier (\\//) ein außergewöhnliches Erlebnis!
Zurück in Whakatane feiern wir nochmal die gelungene Tour feiern und gehene abendessen – es gibt auf der Tour zwar einen „light lunch“, ein bisschen was brauchts an so einem Tag dann aber doch noch. Cheers!
Observatorium
Es ist Sonntag der 6. Jänner, und zum ersten Mal seit zwei Monaten hier in Neuseeland ist der Himmel tatsächlich wolkenlos. Es wird richtig warm, fast schon heiß, über 30°!
Zudem ist noch Neumond, die kommende Nacht wäre dann also fast ideal um hier Sterne zu beobachten. Von den immer sehr freundlichen und bemühten Angestellten im i-site haben wir erfahren, dass es in Whakatane ein Observatorium gibt, betrieben von der Whakatane Astronomical Society. Wir hatten uns schon am Freitag erkundigt, da wäre geöffnet gewesen, aber die Nacht war zu wolkig, da hätten wir nix gesehen. Aber der Norman hat angeboten ihn anzurufen, eventuell würden sie ja auch außerhalb der Öffnungszeiten da sein. Und tatsächlich bietet er uns an, zusammen mit seinem Vice-President für uns zu öffnen.
Um 20:00 sind wir beim Observatorium, das etwas kleiner ist als es der Name der Gesellschaft vermuten läßt :). Norman(84) und Keith(60) nehmen sich wirklich Zeit und die vergeht dann im sprichwörtlichen Flug – sie erzählen die Geschichte der „Society“, Norman ist seit der Gründung 1960 mit dabei, erläutern die Unterschiede zwischen nördlicher und südlicher Hemisphäre – und während wir auf die Dunkelheit warten stoßen wir auf eine WebSite, die die aktuelle Position der ISS anzeigt. Tja, in weniger als 10 Minuten wird die Raumstation genau über uns sein. Nichts wie raus aus dem Clubraum heißt es und kaum stehen wir im Freien fliegt ein hell glänzender Punkt genau über unsere Köpfe hinweg. Sieht man auch nicht alle Tage.
Mittlerweile ist es dunkel genug und das Teleskop wird ausgepackt. Keith richtet das Gerät aus und wir sehen weit entfernte Nebel, den Mars und Sterne im Kreuz des Südens, die mit freiem Auge nicht zu erkennen sind. Es ist nicht das Hubble Teleskop, aber trotzdem faszinierend was es alles gibt, das wir so nicht sehen.
Gegen 23:00 fahren uns die beiden netterweise ins Hostel zurück, nicht ohne vorher ein Foto mit uns zu machen, das sich auf ihrer Facebookseite wiederfinden wird. Sind wir da auch mal gelandet. Dieser Abend war dann wirklich das „Icing on the cake“ für unseren Aufenthalte in Whakatane.
Der geht am Folgetag dann zu Ende – wir haben die Tage sehr genossen, und mit ein bisschen Glück auch alles, oder fast schon mehr, gesehen als wir uns für hier vorgenommen hatten.
Um 11:15 geht dann unser Bus zurück nach Auckland, der Keith (diesmal wieder der Vermieter), fährt uns zur Station, wir verabschieden uns herzlich und es geht mal wieder ins Brown Kiwi Hostel – fast schon wie nach Hause. Dort werden wir unsere letzten Tage in Neuseeland verbringen, Wäsche waschen, Blog schreiben (diesen hier z.B.) und einfach noch ein bisschen abhängen – cheers mates, all good, see ya´.
Karl