Nach dem Kurzaufenthalt in Sydney, den wir mit Waschen, Planen usw. verbracht haben, fliegen wir jetzt also nach Melbourne. Soll ja sehr schön sein um diese Jahreszeit :).
Wir fliegen mit der TigerAir, von der wird einem immer wieder mal abgeraten weil so unzuverlässig, Flüge würden ausfallen und ähnliches, aber bei uns hat das alles gepasst. Es gab, glaube ich, sogar Wasser während des Fluges.
Wir wohnen für die paar Tage wieder im „Central YHA“, liegt ganz gut, da kann man schon einiges zu Fuß erkunden. Im Zentrum ist die Bim auch gratis zu benutzen, das ist ganz praktisch um sich den einen oder anderen Rückmarsch zu ersparen. Für die etwas weiter weg gelegenen Ziele lohnt sich dann eher UberPool, da die Trams nur mit PrePaid Karte zu benutzen sind und für die paar Fahrten die wir vermutlich machen werden zahlt sich das dann nicht aus.
Die einzige Fahrt, die wir dann tatsächlich außerhalb der freien Zone gemacht haben führt uns dann nach St. Kilda. St. Kilda ist der Strandbezirk von Melbourne und dort findet ein Latin Festival statt, das werden wir uns ansehen. Ebendort angekommen starten wir mal aufs Festivalgelände und sind ein wenig überrascht von der, hm, geringen Größe des Festivals. Das hatten wir uns eher so wie die Afrika Tage oder so vorgestellt. Aber es gibt genug zu essen, hauptsächlich natürlich lateinamerikanische Spezialitäten wie zum Beispiel Lechona. Dazu spielt eine Band, alles in allem recht beschaulich, aber irgendwie auch ok, „local“ halt. Um 16:00 soll es noch eine „Parade“ geben, die werden wir uns auf jeden Fall noch anschauen.
Und die Parade hat´s dann tatsächlich in sich. Man hat da ja so als Bild den Karneval von Rio im Kopf – was die etwas hüftsteifen Melbourner Vorstadtladies, begleitet von der Schlagwerkgruppe der evangelisch lutheranischen Jungschargruppe dann so zeigen, kann da dann doch nicht ganz mithalten. Unterhaltsam war´s aber doch.
Die Tage in Melbourne vergehen wie immer recht schnell, wir besichtigen noch Chinatown und das entsprechende Museum, essen dort ausgezeichnete Dumplings und dann gehts nochmal zu einer Parade. Diesmal die Penguin Parade auf Philipp Island. Kurz vor bzw. nach Sonnenuntergang sollen dort hunderte kleiner Pinguine an Land gehen – ein unglaubliches Schauspiel, wie man uns versichert. Unglaublich ist dann eher die Anzahl der Touristen und das gesamte Setup vor Ort. Auf zwei Tribünen finden sich hunderte Schaulustige ein ! Und dann beginnt das Warten. Sonnenuntergang ist erst so gegen 20:30 – vorher ist mit keinen Pinguinen zu rechnen.
20:45 – es ist schon ziemlich dunkel geworden und die erste Pinguine machen sich bereit für die große Show. Aber sie haben es dabei nicht allzu eilig. Bilden ein Grüppchen, das man gerade noch so erkennen kann – und warten. Und kommen dann ein bisschen näher …. und warten …. vielleicht auf Verstärkung? So richtig viele sind ja eh noch nicht da.
Und so richtig viele werden es auch bis zu unserer Abfahrt nicht mehr. Die meisten Pinguine sieht man dann vor ihren Wohnhöhlen. Die warten auch auf die Rückkehr der vielen anderen, die noch im Meer herumschwimmen. Wir machen uns auf den Rückweg nach Melbourne, kurz vor Mitternacht kommen wir dort an, in Summe waren wir fast zwölf Stunden unterwegs, das hat sich diesmal eher nicht ausgezahlt.
An unserem letzten Abend in Melbourne sitzen wir dann noch in unserem bevorzugten Lokal am Fluß und treffen dort auf drei australische Ehepaare, die das Wochenende hier verbringen. Wir unterhalten uns prächtig, die sind alle gut drauf und haben viel zu erzählen. Aber irgendwann müssen wir uns verabschieden, denn für uns geht es morgen weiter – gen Westen!
Zuerst gehts aber wieder nach Süden, schon wieder St. Kilda, unseren Mietwagen abholen, und – eh klar – mit dem Uber. Merkwürdig wie schnell man sich an diese neuen Möglichkeiten gewöhnen kann. Es dauert ein bisschen bis das Auto fertig ist, aber wir sind gut in der Zeit und düsen noch am Vormittag los Richtung „Great Ocean Road“ und soviel kann man schon verraten, die hat den Namen wirklich verdient.
In Torquay beginnt die Great Ocean Road(GOR) mit einem großen Bogen über die Straße. Noch sind wir nicht direkt am Meer, aber schon bald geht die Straße direkt an der Küste entlang und schlängelt sich in unzähligen Kurven Richtung Westen.
Hier in der Gegend soll es auch Koalas geben, die wir bisher in freier Wildbahn noch nicht gesehen haben. Wir erkundigen uns in einer Touristeninformation (die alle mit sehr freundlichen, kompetenten und hilfsbereiten Mitarbeitern ausgestattet sind) und der junge Mann dort verweist uns auf Kenneth River, dort soll es fast eine 100% Garantie geben, Koalas zu sehen.
Schon vom Parkplatz aus, direkt neben der Ocean Road, sehen wir eine kleine Menschenansammlung unter einem Baum stehen und nach oben starren – Koala Alarm!
Und tatsächlich sitzen dann zwei der putzigen Nicht-Bären in geringer Höhe auf ihren Lieblingseukalyptusbäumen. Ein Stück weiter die Seitenstraße entlang sehen wir dann einen weiteren, viel höher oben, aber den haben wir selber entdeckt :). Das zählt irgendwie doch mehr.
Wir können uns kaum losreissen, aber wir müssen noch ein Stück weiterfahren nach Apollo Bay, wo wir uns im dortigen Holiday Park einquartiert haben. Kaum eingecheckt und Richtung „Cabin“ losgefahren winkt uns schon jemand von den anderen Gästen zu – „there is a Koala, just on that tree overthere to the left“. Noch ein Koala – und mitten am Campingplatz! Was für Tag! Wir lassen ihn mit einem gemütlichen selbst gekochten Abendessen ausklingen – klicken uns durch die Fotos (viele Koala Fotos :)) und freuen uns schon auf die nächsten Tage.
Weiter gehts auf der Great Ocean Road, Kurve folgt auf Kurve, Fotomotiv auf Fotomotiv. Unser erster Stop ist am Cape Otway Lighthouse, der älteste noch in Betrieb befindliche Leuchtturm Australiens. Wir zweigen von der GOR ab und schon nach ein paar Fahrminuten sehen wir mehrere PKW am Straßenrand stehen. Die Insassen sind ausgestiegen und starren und zeigen nach oben – Koalas, what else. Auch bei der Rückfahrt sehen wir dann noch welche.
Angekommen beim Lighthouse besichtigen wir zuerst dasselbe und kommen etwas zu spät zum „Cultural Talk“. Der ist dann aber sehr interessant, Brad, der auch von Aboriginal Abstammung ist, erläutert alles mögliche zu Pflanzen und deren Verwendung. Hat sich ausgezahlt hier stehenzubleiben und auch den Eintritt zu bezahlen.
Aber jetzt fahren wir weiter zu einer der Hauptattraktionen an der GOR – die Twelve Apostels – bizarre Sandsteinformationen an der Küste. Durch Erosion werden die Apostels immer weniger, aktuell sind es nur mehr sieben, nicht weniger werden allerdings die Touristen. Unglaublich was sich hier abspielt. Asien muß praktisch menschenleer sein :). Hier ein schönes Foto zu machen wäre bei der Anzahl an Motiven ja kein Problem, aber eines ohne allzu viele fremde Menschen drauf zu machen ist dann schon eine ganz andere Herausforderung. Schön sind die Formationen aber trotzdem.
Sehr lang halten wir uns dann aber nicht auf, es gibt noch diverse weitere Motive, The Grotto, for example – und da sind dann schon wieder viel weniger Menschen.
Im Laufe des Nachmittags treffen wir dann im „Discovery Holiday Park“ in Warrnambool ein (den Namen haben wir uns mit „WarenAmPool“ irgendwann dann doch gemerkt). Wir haben mal wieder eine Cabin, so ein Mobilhome, gemietet. Die waren bisher alle ok, aber die hier ist echt Spitzenklasse. Vermutlich gerade neu überholt, zwei Zimmer, ausreichende Küche, Terrasse … perfekt. Gut, dass wir die für zwei Tage gebucht haben.
Den zweiten Tag nutzen wir für einen Ausflug nach Cape Bridgewater und den dortigen Petrified Forest und die Blowholes. Ist zwar schon ein paar Stunden Fahrt hin und zurück, aber es zahlt sich aus, das sieht man nicht alle Tage (auch wenn der versteinerte Wald nur so aussieht wie einer, aber keiner ist). Am Rückweg stoppen wir im ältesten Pub von Victoria, das Caledonian Inn, da wird sein 1844 Bier gezapft (muss man nicht gesehen haben, aber wenn man schon der Gegend ist ….).
Zurück in Warrnambool kaufen wir noch Fisch(Hapuku) bei einem lokalen Händler, wir haben eine Küche! Morgen werden wir die Great Ocean Road verlassen und einen Abstecher nach Norden, Richtung Grampians National Park machen.
Aber natürlich nicht ohne ein Foto vom „Dirty Angel“ zu machen, der sich an prominenter Stelle in Warrnambool befindet. Wir werden von einem Einheimischen auf die entsprechende Perspektive aufmerksam gemacht – von vorn schaut er/sie ja aus wie ein richtiger Engel, aber von der Seite, ts, ts, ts …ein Schuft, wer ….?
Wie auch immer, jetzt gehts Richtung Norden, ein weiterer Nationalpark wartet auf uns. Wir nehmen nicht den direkten Weg, da gibts kaum Einkaufsmöglichkeiten, sonder fahren über Hamilton. Dort gibts alles, was wir für die nächsten Tage brauchen werden, vor allem „plenty of water“! Immer wieder werden wir von wohlmeinenden Locals daran erinnert, sollte man auch wirklich immer genug davon dabei haben. Es wird auch immer heißer jer weiter wir nach Norden kommen.
Und auf die Känguruhs soll man aufpassen, vor allem in der Morgen- und Abenddämmerung. Die Anzahl der Leichen, die wir am Weg passieren, zeigt uns deutlich, dass das keine leeren Worte sind.
Aber wir kommen gut in Hall´s Gap an und checken am Campingplatz in, erraten, einer Cabin ein. Wir entscheiden uns dann kurzfristig für ein Upgrade zur ursprünglich gebuchten und das war eine gute Entscheidung. Wir haben mehr Platz und die aktuelle Unterkunft liegt am Rand des Caravan Parks, da soll man mehr Wildlife sehen.
Und so ist es auch, schon am Nachmittag kommen ein paar Emus vorbei und am Abend grasen 18 Känguruhs auf der Wiese direkt neben/im Park.
Auf einem Baum vis-a-vis unserer Cabin sitzen gefühlt hunderte Kakadus und veranstalten zeitweise einen Höllenlärm. Vor allem rund um den Sonnenaufgang!
Heute werden wir mal wieder eine kleine Wanderung(Wonderland Loop Track) unternehmen. Es geht zuerst bergauf an den Venus Pools und einem Carpark vorbei über die Silence Street zu den Pinnacles. Beieindruckende Steinformationen mit zum Teil atemberaubenden Ausblicken auf den Grampians National Park und Hall´s Gap.
Teilweise gehts über Eisenstufen dann wieder bergab – Giant Stairway läßt grüßen – und wir erreichen Hall´s Gap nach ca. vier Stunden am frühen Nachmittag, bei ca. 35°. Jetzt gibts ein Eis im selbstgemachten Stanitzel, das haben wir uns heute redlich verdient.
Am Abend dann nochmal ein paar(hundert) Känguru Fotos machen – es sind wieder alle 18 da – und gemütlich auf der Terrasse ausklingen lassen. Morgen gehts weiter.
Und dann packen wir mal wieder ein, ein weiterer letzter Blick ob wir nix vergessen haben, Schlüssel abgeben und es geht los Richtung Narracorte. Zwei Sehenswürdigkeiten des Grampians National Park stehen vorher noch auf dem Programm. Zuerst die Balconies, leider zum Teil gesperrte Steinformationen, die an Balkone (no na) erinnern. Beindruckend wie die Steine aus dem Berg ragen – den Namen haben sie schon zu recht. Und dann noch den Gulgurn Manja Shelter, hier gibts uralte Felsmalereien der Aboriginals zu sehen. Die Zufahrt ist schon eher rumpelig, der Hyundai Accent ist nicht wirklich schotterstraßentauglich, aber wir schaffen es doch zurück auf die Asphaltstraße.
Auf der gehts jetzt weiter bis Narracorte. Dort treffen wir am Nachmittag ein, es ist ganz schön heiß geworden – gut dass es direkt neben dem Caravan Park einen Schwimmteich gibt. Da die Terrasse unserer Cabin nicht überdacht ist weichen wir auf die allgemeinen „facilities“ aus, dort ist es schattig. Nach und nach treffen immer mehr Leute ein, alle etwas älter und sie scheinen sich zu kennen. Es sind schlußendlich fast 70 Personen, die sich hier versammeln, um die heutigen Ereignisse auf dem Golfplatz nachzubesprechen. Fast wie nach den Regatten in der Segelschule :). Wie sich herausstellt handelt es sich um Leute aus Adelaide, die alljährlich einen, oder auch mehrere, Ausflüge ins Umland machen um dort gemeinsam Golf zu spielen. Schaut nach einem sehr netten „Club“ aus, aber Golf muss doch noch etwas warten.
Heute steht unsere letzte Etappe nach Adelaide auf dem Programm. Wir starten schon recht bald, da wir uns vorher noch eine der vielen Höhlen hier in Narracorte ansehen wollen, namentlich die Victoria Fossil Cave. In dieser Höhle sind, Nomen est Omen, viele Fossilien entdeckt worden. Seit etwa 250.000 Jahren sind hier immer wieder Tiere in die Höhle gestürzt und kamen dann nicht mehr raus – die Skelette sind teilweise vollständig erhalten! Man hat auch deutlich größere Vorfahren der heute noch existierenden Fauna gefunden, zum Beispiel ein Wombat von der Größe eines Nilpferdes. Die Tour ist geführt, Frank ist unser Guide und der leitet die Tour ganz großartig und mit Begeisterung. (Aus seinem „Buch der dummen Fragen“ – „How many caves are there still undetected?“ :))
Stalagmiten und Stalaktiten, garniert mit effektvoll beleuchtetet Skeletten machen das Ganze zu einem wirklich beeindruckenden Schauspiel. Leider haben wir nicht mehr Zeit uns noch weitere Höhlen anzusehen, das wäre jedenfalls interessanter als die Strecke nach Adelaide. Stundenlang gehts jetzt durch abwechslungslose Landschaft dahin, nur einmal eine Tankstelle an einer Kreuzung, die wir zu einer Einkehr nutzen. Dann noch durch die Adelaide Hills recht steil bergab („Trucks use low gear!“, vorgeschrieben kriegt man hier genug:)) und dann sind wir mal wieder beim Autovermieter, werfen den Schlüssel in die Box, bestellen einen Uber – gibts hier überhaupt noch Taxis? – und checken in einem weiteren YHA ein. Alles reine Routine :).
In Adelaide ist gerade das Fringe Festival im Gange, Menschenmassen sind unterwegs, im Umgang mit diesen sind wir in den letzten Tagen/Wochen deutlich weniger routiniert geworden. Aber wir ergattern ein freies Plätzchen und stärken uns mit indisch gewürzten Burgern – wieder mal was anderes.
Mehr geht sich dann nicht mehr aus – wir machen uns auf den Weg ins Hostel und fallen in die Betten. Adelaide muss noch ein paar Stunden warten.