Quito und der Dschungel

Die letzte Station dieser Reise ist erreicht – Ecuador. In der Nacht sind wir von Lima nach Quito geflogen und haben uns dort in der „Casa Helbling“ für vier Nächte einquartiert. Da wir erst gegen ein Uhr früh angekommen sind, brauchen wir den ersten Tag zur Erholung und drehen nur ein kleine Runde durch das Viertel „Mariscal“ in dem sich das Hostel befindet (das „Partyviertel“ von Quito). Dazu buchen wir noch unseren Ausflug in den Regenwald und ziehen erste Erkundigungen bzgl. der Tour auf die Galapagos Inseln ein. Da wir beschließen nochmal nach Quito zurückzukommen (von hier aus geht unser Heimflug, schnief), halten wir das Programm jetzt eher kurz und besuchen nur das alte und wirklich sehenswerte Zentrum von Quito und fahren mit dem Taxi zur „Mitad del Mundo„.

Das Monument, das dort eigentlich genau am Äquator stehen sollte, steht ca. 240 Meter daneben. Es wurde allerdings von Franzosen bereits  im 18. Jhdt. errichtet, dafür ist das vermutlich gar keine schlechte Leistung (auch wenn eine PräInkakultur offensichtlich den Äquator vor 1000 Jahren schon genau bestimmen konnte).  Das Museo Inti Nan liegt gleich neben dem Gelände des Monumentes und nimmt ebenfalls für sich in Anspruch genau auf dem Äquator zur liegen – vom Militär berechnet!! Aber unser ziviles GPS (und auch das vom Jörn, mit dem wir hier zusammen unterwegs sind) zeigt auch da nicht die richtige Position an. Wir suchen also weiter und finden erst außerhalb des Museums, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, den „echten“ Äquator (mit zwei zivilen GPS-Handgeräten berechnet, wer vertraut schon dem Militär :).

Den folgenden Sonntag verbringen wir mit den Vorbereitungen für unsere Regenwaldtour und einigen Einkäufen dafür auf dem Handwerksmarkt, langärmelige T-Shirts (falls es sowas überhaupt gibt) haben wir bisher ja noch nicht gebraucht.

Am Montag früh gings dann los Richtung Regenwald. Zuerst mit dem Flugzeug nach Lago Agrio, dann mit dem Bus weiter „zur Brücke“ und dann noch zwei Stunden mit dem Motorkanu zur Siona Lodge (im Cuyabeno Reserve). Der Unterschied zum trockenen und eher kühlen Quito könnte größer nicht sein. Schwüle und warme Luft, dazu noch die Geräuschkulisse des Dschungels statt Verkehrslärm. Zikaden sorgen für das Grundrauschen, darüber liegt der vielfältige Gesang der reichhaltigen Vogelwelt (das Motorgeräusch des Kanus klammern wir hier einfach mal aus).

Schon auf der Anfahrt durch das unglaubliche Grün des Waldes sehen wir mehrere Arten von Affen, ein Faultier, Nester von verschiedenen Insektenarten, darunter riesige Spinnennetze (vom sogenannten „Social Spider“) und natürlich auch viele Vögel. In der Lodge angekommen beziehen wir die Zimmer und es geht nochmal los, wir baden erst in der Lagune in unmittelbarer Nähe zu Kaimanen und Piranhas, dann geht es weiter zu einem Nightwalk. Hier treffen wir vor allem auf viele Spinnen, große und kleine, einen Gecko usw. Unser Guide, Vinicio, kennt dazu noch offensichtlich alle Pflanzen und deren Wirkung, sodass wir bereits jetzt unser pharmakologisches Wissen mehr als verdoppelt haben. Zurück in der Lodge gibts das Abendessen (es gibt drei Mahlzeiten am Tag, fast schon zuviel, aber alles ist immer zu gut um es einfach stehen zu lassen).

Die fünf Tage/vier Nächte in der Siona Lodge vergehen mit weiteren Ausflügen, unter anderem zu einer Community/Gemeinde in der einige Familien noch die alten Traditionen und Sprache, und damit auch das Wissen über die Regenwaldpflanzen bewahren. Wir sind dabei wie aus einer Yukawurzel Fladenbrot hergestellt wird und treffen auch auf einen der letzten Schamanen (das alles ist natürlich schon ein bisschen touristisch aufbereitet, aber jedenfalls den Besuch und die paar Dollar wert). Auf den Ausflügen sehen wir weitere Tiere, Affen, Anacondas und sogar einen „Harpy Eagle„, den größten und stärksten Vogel des Regenwaldes. Am Abend packen wir dann das Charango aus und gemeinsam mit den Guides, anderen Touristen und den Angestellten der Lodge wird bis spät in die Nacht musiziert.

Aufgrund des aktuell hohen Wasserstandes sind Kaimane schwer zu finden, aber auf der Paddeltour am vierten Tag treffen wir doch tatsächlich am helllichten Tag auf ein stattliches Exemplar. Offensichtlich ist auch der Kaiman überrascht, er bläst sich auf und macht zischende Geräusche. Wir fahren also nicht zu nahe ran, die Fotos kriegen wir auch mit den Teleobjektiven gut hin. Schließlich wird es dem Kaiman zu bunt und er taucht ab. (Das Faultier, das sich so voll gefressen hatte, dass es mitsamt dem Ast auf dem es hing abgestürzt ist, haben wir leider auch mit 1000mm Brennweite nicht festhalten können)

Am Abend gehen wir noch ein Stück zu Fuß durch den Dschungel, klarerweise wieder mit Sumpf, ein Walk ohne Swamp ist ja kein Walk, sagt der Vinicio. Wir versinken dabei gelegentlich so tief im „Gatsch“, dass selbst die bereitgestellten Gummistiefel geflutet werden und dann sind die Tage in der Siona Lodge leider schon wieder vorbei. Am Freitag gehts mit dem Kanu zurück „zur Brücke“ und mit dem Bus nach Lago Agrio. Dort bleiben wir noch eine Nacht, essen am Abend ein ausgezeichnetes Nagetier aus der Familie der Meerschweinchen – „Guanta en cocada“ – und fahren dann am Samstag mit dem Bus nach Banos (mit Umsteigen in Tena).

Von hier gehts dann weiter nach Cuenca und dann auf die Galapagos Inseln. Aber das ist eine …..

Muchos Saludos

Karl

PS: Nachtrag Dagi: besondere Herausforderung war das Entfernen von Riesen-Kakerlaken (Cuchara Gigante) aus unserem Quartier, die sich gerne in den Nachtstunden zu uns verirrten. Nach einem Doppel-Check waren wir dann stets Tierchen-frei unter unserem sicheren Moskitonetz!

 

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2 Kommentare zu Quito und der Dschungel

  1. Angela sagt:

    Alles OK bei euch?? Da ja heute die 10 km Rauchsäule des Vulkans Tungurahua nahe Quito sogar bei uns Schlagzeilen machte, bitte um kleines Lebenszeichen, ob es euch eh gut geht!!! Vermutlich möchte euch dieses Fleckchen Erde nicht ziehen lassen und legt vorsichtshalber einmal den Flugverkehr lahm….. Wir hoffen jedenfalls, dass es euch gut geht und ihr das Naturschauspiel aus sicherer Entfernung miterleben könnt, wir freuen uns schon riesig auf euch und können es kaum mehr erwarten euch in unsere Arme zu drücken!!! und vor allem all die Erlebnisse aus erster Hand zu hören.. bussis von uns allen, Angela & boys

    • Dagi sagt:

      Liebe Angela, hola Familia!!!

      alles bestens (haben heute früh ebenfalls die aktuellen news gelesen) – wir haben vor drei Tage sogar noch einen Ausritt von Banos zum Fuße des Tungurahua unternommen (für Besteigungen war er schon gesperrt) und haben den Ausbruch rechtzeitig hinter uns gelassen (genauso wie die letzte Erdbebenwelle in Chile)!!

      Jetzt sitzen wir am sicheren Flughafen von Guayaquil und warten auf unseren Abflug auf die Galapagos Inseln (Baltras). Wir werden dort auch jeder Tsunamiwelle aus dem Weg gehen :)!!!!

      Unsere letzten drei Wochen sind angebrochen – wir verdrängen noch den Tag unseres Heimfluges und genießen jeden Moment!! Wenn es aber dann soweit ist freuen wir uns riiiiiiiieeeeeeeesig auf ein Wiedersehen in Wien!!!

      Wir knuddeln Euch alle – Besos
      Dagi & Charly

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