„Wir sehen uns dann in Auckland!“ – so haben wir uns in Wien vor ein paar Monaten voneinander verabschiedet – und jetzt ist es tatsächlich soweit, der Werner ist im Hotel eingecheckt und wir holen ihn dort ab, zu einem ersten „Jetlag Bekämpfungsbier“ bei O`Hagans an der Waterfront (viel ist vom Jetlag aber eh nicht zu bemerken). Es gibt viel zu erzählen und zu besprechen, der erste Abend vergeht wie im Flug und wir verabreden uns für den folgenden zu einer kleinen Stadtwanderung auf den Mount Eden, einer der erloschenen Vulkane auf denen Auckland liegt.
Vorher gehts aber noch zur Royal New Zealand Yacht Squadron – dort steht der
America´s Cup, den die Kiwis 2017 so überragend gewonnen haben. Wir bestaunen auch die vielen anderen Trophäen, die es dort zu sehen gibt, verfolgen noch mal ein paar der Rennen, die hier auf Endlosschleife auf einem großen Flatscreen übertragen werden, tragen uns ins Gästebuch (natürlich unter Erwähnung der Segelschule Wien) ein und starten dann zur Wanderung auf den Mount Eden.
Auf dem Weg dorthin durchqueren wir mehrere Stadtviertel und erreichen nach etwas mehr als einer Stunde den „Berg“. Oben angekommen hat man wirklich eine großartige Aussicht auf Auckland und den Hauraki Golf, unser Segelgebiet für die nächste Woche.
Für den Abend haben wir im Swashbuckler reserviert, ein uriges Lokal direkt am Hafen mit ausgezeichneten Fischgerichten (darunter natürlich auch Fish&Chips), wie zum Beispiel die „Pirates Platter“(s.u.) für zwei oder mehrere Personen).
Das Essen ist großartig, wir genießen die Atmosphäre direkt am Wasser und sind schon mitten drin in der Planung für die kommende Segelwoche. Die Wettervorhersage ist gar nicht so schlecht, wir waren aufgrund der letzten Wochen doch schon etwas in Sorge, wie das denn werden wird, fremdes Revier, Tiden, mieses Wetter – aber jetzt schaut das schon halbwegs vernünftig aus.
Tags darauf gehts mit der Fähre um 11:10 von Auckland nach Bayswater. Um 12:00 können wir das Boot übernehmen, der Peter von Charterlink erwartet uns schon am Fähranleger und wir gehen gleich an Bord. Das Boot (Bavaria 38 ) ist nicht mehr neu, aber in einem sehr guten Zustand. Die beiden Kabinen sind groß genug für uns drei und auch im Salon ist in der Eignerversion dieses Bootes mehr Platz als man annehmen könnte.
Peter gibt uns jetzt ein Briefing, das dauert tatsächlich fast eineinhalb Stunden und umfasst alle möglichen Aspekte – Sicherheit an Bord, Rescue Procedures, Navigational Hazards…..aber kein Segelcheck, dafür gibts richtige Rettungswesten).
Und dann gehört das Boot für eine Woche uns.
Netterweise gibts bei Charterlink ein Auto für die Kunden, einen alten Toyota, den wir für die Einkäufe nutzen können (Peter´s Hinweis „Don´t forget we drive on the left side“. kommentieren wir mit „We don´t“ :)).
Für die Einkäufe müssen wir nach Devonport fahren, in der Bayswater Marina selbst
gibts nämlich gar nix außer Toiletten und Duschen. Hin brauchen wir maximal 15 Minuten, zurück dann über eine Stunde, weil auf der einzigen Straße plötzlich Stau herrscht. Und zwar einer, der sich gewaschen hat. Gefühlt muss jeder Einwohner von Devonport sich genau jetzt auf den Weg gemacht haben, sonst ist die Anzahl der Fahrzeuge irgendwie nicht zu erklären. Das Taxi, das wir für die Fahrt zum Abendessen bestellt haben, ist überraschenderweise schon da, wir verstauen schnell die Einkäufe im Boot und fahren dann zurück nach Devonport. Weit und breit keine Spur mehr vom Stau, die hatten wohl gerade auf uns gewartet. Der Abend wir dann nicht allzu lang, trotz Abendessen samt Livemusik im Hotel Esplanade, ein bisschen aufgeregt sind wir doch was da noch so auf uns zukommt, auch wenn die Wettervorhersage für die ganze Woche eigentlich immer besser wird.
Am nächsten Tag in der Früh – Überraschung – das Wetter hat sich an die Prognose gehalten. Leichte Bewölkung, die üblicherweise von der Sonne aufgelöst wird, und noch kein Wind. Der soll am frühen Nachmittag kommen. Gegen 11:00 machen wir uns bereit abzulegen. Wir gehen den Ablauf noch mal durch, das Boot liegt mit dem Bug zur Pier und ist an vier Dalben befestigt, das ist alles ganz anders als wir es z.B. von Kroatien kennen. Um 11:20 dann der erste Logbucheintrag – abgelegt. Bei den herrschenden Bedingungen gelingt uns das souverän und wir tuckern langsam aus der Marina und dann weiter durch eine Dalbenstraße Richtung Hauraki Gulf. Der Wind ist noch schwach und wir nehmen unter Motor Kurs auf Waiheke Island, dort wollen wir die erste Nacht unter Anker in der Oneroa Bay verbringen. Ankern ist hier in Neuseeland das Mittel der Wahl, es gibt jede Menge Inseln und Buchten, dafür aber nur wenige Marinas. Auf der „Sirocco“ (sic!) ist dafür ein ausreichend dimensionierter Anker vorhanden, nicht vergleichbar mit den Jollenankern auf den Charterschiffen in Kroatien.
Vorhersagegemäß frischt der Wind dann auf, moderate 10-12 Knoten und wir setzen die Segel. Wie immer ein erhebender Moment, wenn der Motor aus ist und nur das Rauschen der Wellen und der Wind zu hören ist. Vorbei an Rangitoto- und Motutapu Island geht es weiter Richtung Waiheke. Wir kommen gut voran und beschließen in der geplanten Bucht mal die Lage zu checken, ob es für die Nacht Ankerplätze geben wird. Es sind nur wenige Boote dort und weil´s grad so schön ist, segeln wir noch weiter zur nächsten Bucht um auch dort einen Blick hineinzuwerfen. Auch da ist nicht viel los, wir wenden und segeln zurück zur Oneroa Bucht. Bei Niedrigwasser laufen wir ein und finden einen passenden Ankerplatz. Der Anker fällt … und hält! Gleich beim ersten Mal bombenfest. Perfekt.
Eigentlich wollten wir noch mit dem Dinghi an Land gehen, aber es freut grad keinen, alles ist so gut gelaufen bis hierher und so gibts Pasta an Bord und das eine oder andere Bier dazu. Die Nacht verläuft dann so wie Ankernächte verlaufen sollten, ruhig, wenig Schwell und kaum Wind.
Am nächsten Tag in der Früh – schon wieder Überraschung – die Vorhersage ist sogar noch besser geworden. Zum Great Barrier Island wollten wir gar nicht segeln, das schien uns zu weit, aber mit der aktuellen Windprognose sieht das fast nach einem Anlieger aus, am Wind bis Port Abercrombie und dann danach ankern in Port Fritzroy. Noch vor 09:00 gehts los, zuerst wieder unter Motor aber schon nach einer Stunde können wir wieder die Segel setzen und fahren unter Vollzeug Richtung Great Barrier. Das sind über 40 Seemeilen, da werden wir ein paar Stunden unterwegs sein. Nicht allzu hart am Wind gehts bei 3-4 Bft dahin, der Wind bleibt konstant, die Sonne scheint, wir wechseln uns bei Rudergehen ab, einfach damit jeder dieses „Champagne Sailing“ richtig genießen kann.
Viel schöner kann es dann fast nicht mehr werden, aber es kommt – so als Sahnehäubchen – noch eine Delphinschule vorbei – keine Ahnung wie viele Tiere es waren, 15 bis 20 sicher, und wie im Film schwimmen sie dann auch noch rund ums Boot, am Bug, tauchen unter uns durch uswusf.. Fast zu schön um wahr zu sein.
Die Delphine verlassen uns wieder und wir segeln weiter Richtung Great Barrier Island. Ganz geht sich der Anlieger natürlich doch nicht aus, wir wenden ein paar Mal und mit einem Winddreher hinter einem Kapp erreichen wir Port Abercrombie, eine große Bucht im Nordwestern der Insel. Die Bucht selbst ist noch recht breit, aber dann gehts durch schon eher fjordartige Formationen Richtung Port Fitzroy, dort wollen wir ankern.
Das gelingt uns diesmal nicht auf Anhieb, bei 12 Metter Wassertiefe müssten wir fast unsers ganze Kette „stecken“ – das geht sich dann mit dem Schwojradius nicht aus, es ankern schon ein paar Boote in der Bucht und dazu gibts hier noch Bojen, die offensichtlich in Privatbesitz sind. Nach ein zwei Versuchen lassen wir das und fahren in die nächste (südliche) Bucht – Buchten gibts ja genug :). In der Kaiarara Bay finden wir dann gleich einen passenden Platz und nach ein, zwei Versuchen hält auch der Anker. Geschafft. 50 Seemeilen sind wir heute gefahren, fast alles unter Segel, das passt.
Die Vorhersage für die Nacht ist ruhig und genau so ist es dann auch, kaum Bewegung im Schiff, flaches, glattes Wasser die ganze Nacht.
Freitag morgen, eigentlich schon keine Überraschung mehr, das Wetter ist schon wieder schön, allerdings noch kein Wind weit und breit. Da die Vorhersage, die bisher immer gestimmt hat, für Samstag viel Regen vorhersagt, beschließen wir in die Gulf Harbour Marina zu fahren. Da soll es auch einen Supermarkt und ein paar Lokale geben, das beste Regengewand ist halt immer noch ein Wirtshaus.
Um 08:50 (wir haben ein Logbuch:)) lichten wir den Anker und fahren unter Motor los. Durch die Man o´War passage verlassen wir Great Barrier Island und nehmen Kurs auf das gegenüberliegende Festland. Der Wind reicht leider nicht zum Segeln und so übernimmt der Autopilot für die meiste Strecke. Wir chillen, plaudern und geniessen den Tag, Little Barrier Island lassen wir an Steuerbord liegen und nähern uns gemächlich Whangerapoa, der Halbinsel auf der sich die Marina befindet.
Telefonisch haben wir uns schon einen Platz gesichert (I73), das sollte man hier rechtzeitig tun, so viele Gästeplätze gibts nämlich nicht. Gegen 15:30 laufen wir in der Marina ein, die Dagi meldet uns bravourös über Funk an und es kommt auch ein Marinero, um uns beim Anlegen zu unterstützen. Schadet nichts wenn einer am Steg ist, der den Bug festhält. Der Platz kostet uns umgerechnet 20 Euro pro Nacht für das 38Fuß Boot, das ist tatsächlich ein fairer Preis.
Wir erkunden umgehend die Umgebung, der Supermarkt ist in Gehentfernung und gleich daneben finden sich auch zwei oder drei Lokale. In einem gehts hoch her, die Marina Angestellten haben Weihnachtsfeier. Die Damen aus dem Office shaken wie wild auf der Tanzfläche, da lässt sich dann die Dagi auch nicht lange bitten und schon steppt der Bär/brennt die Luft/boxt der Papst, sozusagen. Der Werner und ich unterhalten uns einstweilen mit einem schon etwas illuminierten Gast, wir glauben dass die Geschichten, die der uns erzählt lustig sind, und versuchen an den richtigen Stellen zu lachen. So ganz haben wir ihn aber nicht immer verstanden (sowohl akustisch als auch inhaltlich).
Die Party ist nach wie vor im Gange, aber wir brechen schön langsam auf Richtung Marina, der Tag war lang und vielleicht ändert sich die Wettervorhersage ja doch noch.
Tja, hat sie dann aber nicht. Samstag morgen, das Wetter ist nach wie vor schön, aber für den Nachmittag schaut`s nicht gut aus. Wir beschließen noch eine Nacht hier zu bleiben, so gut das Ankern bisher auch gelaufen ist, Lust auf ein Gewitter samt Regen in einer Bucht haben wir dann doch nicht und so ein Hafentag kann auch recht entspannend sein.
(Das Wetter blieb den ganzen Tag über gut, erst am späteren Abend sehen wir Wetterleuchten und es beginnt zu regnen, aber nicht lange. Wir hören dann später von anderen Touristen, dass es auf Waiheke richtig geschüttet hat – gut dass wir nicht dort waren).
Nach Waiheke fahren wir am Sonntag. Wir wollen nochmal in der Oneroa Bucht ankern und diesmal auch an Land gehen. Am späteren Vormittag gehts los, der Wind kommt wie bestellt und wir segeln die 16sm nach Waiheke. Der Anker hält leider nicht sofort, obwohl wir fast am selben Platz sind wie vor ein paar Tagen, aber schlußendlich kriegen wir das doch hin. Lust auf´s Dinghi fahren schon wieder keine(r) und so bleiben wir an Bord, kochen wieder Pasta und genießen die Sonne. Das Marinaleben hat schon seine Vorteile, aber zusammen mit nur wenigen anderen Booten in einer schönen Bucht bei ebensolchem Wetter zu übernachten kann halt schon auch was.
Das Boot müssen wir zwar erst am Dienstag zurückgeben (das ist hier anders als in Kroatien, eher so wie mit einem Mietwagen, das bucht man 24 Stunden. Die Boote gehen aber auch nicht sofort wieder raus), weil wir da aber noch mit dem Auto weiterreisen wollen, fahren wir schon am Montag nach Bayswater zurück (Die Dagi geht vorher noch mal baden, das Wasser ist zwar brrr, aber klar – Fäkalientanks sind hier obligatorisch und dürfen/müssen ab einer Seemeile von der Küste und bei minimal 5m Wassertiefe einmal
pro Tag entleert werden).
Wie so oft starten wir dann am späten Vormittag, der Wind sollte dann gleich mal kommen und für die 15 – 16 Meilen, die wir noch vor uns haben, können wir auch mit wenig Wind segeln, das schaffen wir auf jeden Fall. Mit mäßigem Wind gehts gemütlich Richtung Heimathafen. Wir kreuzen am GPS unseren alten Track, wir sind also auf dem richtigen Weg und haben uns nicht vernavigiert („Navigate, navigate, navigate“ hatte uns der Peter noch mit auf den Weg gegeben, aber wir halten uns meistens an den Fernsehturm von Auckland, den sieht man fast von überall ;)). Als wir gerade an
Devonport vorbei dümpeln frischt der Wind plötzlich wie aus dem Nichts von 4 -5 Knoten auf ca. 15 Knoten auf. Kein Problem, aber auch keine Ursache zu erkennen woher der Wind jetzt kommt. Die „Sirocco“ beschleunigt auf 7 Knoten, das Boot segelt nicht schlecht, und geht auch unter Motor gut, und so sind wir schon um 14:00 vor der Einfahrt zur Marina. Ein paar Fotos mit der Auckland Harbour Bridge müssen noch drin sein, wir segeln weiter, melden uns aber schon mal beim Peter an, der wird uns an der Tankstelle empfangen und das Boot volltanken (zahlen dürfen natürlich wir).
Kurz nach 15:00 erreichen wir die Tankstelle, gleich bei der Einfahrt zur Marina – die Fähre nach Auckland verlässt netterweise auch ihren Anleger direkt daneben, Platz genug zum Anlegen, der Wind (offensichtlich ein thermischer Wind, genannt „Seabreeze“) ist ablandig, eigentlich ideal zum Eindampfen in die Vorspring. Da wir aber nix ausgemacht hatten, und das Manöver dann immer fehlschlägt, verwerfen wir die Idee.
Nicht so der Peter Drew von Charterlink. Als wir in Rufentfernung sind verstehen wir ungefähr „eindampfen …. vorspring…. mittelklampe“. Also doch eindampfen, ungeplant, dafür mit englischen Kommandos vom Steg. Geht aber gut, haben wir ja auch schon mal geübt!
Das Boot wird betankt (gute Idee, dass das der Vercharterer macht, dann ist es sicher voll) und der Peter kommt anschließend auch an Bord.
Er würde das Boot hier auch selbst anlegen, aber das lassen wir uns jetzt nicht nehmen. Der Wind wird am Stellplatz genau von hinten kommen und so stark ist er ja nicht. Das kriegen wir hin.
Und das tun wir dann auch. Alle sind sehr zufrieden. Der Peter, weil er sein Boot und uns wieder heil zurück hat, und wir, weil wir das alles so gut gemeistert haben. Es ist schon eine andere Herausforderung als im heimatlichen Revier in Kroatien. Keine Marina/Hafen an jeder Ecke, dafür Ebbe und Flut mit einer maximalen Amplitude von über 3 Metern und dazu das bisher so unbeständige Wetter (auch wenn uns das Wetter nicht betroffen hat, die Tiden sorgen offensichtlich doch jedes Jahr dafür, dass es ein Boot gibt, das dann plötzlich weniger als die sprichwörtliche Handbreit Wasser unter dem Kiel hat).
Und dass wir zu dritt waren, hat das Ganze sehr entspannt. Da hat man immer noch keine Hand zu viel, aber die Erfahrung vom Werner verleiht einem schon eine andere Sicherheit, als wir sie zu zweit gehabt hätten.
Für den Abend fahren wir nochmal nach Devonport. Diesmal gleich mit dem Taxi – wir essen wieder im Hotel Esplanade – und bei der Rückfahrt haben wir wieder denselben Fahrer wie letzte Woche, Damir, der aus Kroatien eingewandert ist. Ganz läßt es uns dann also doch nicht los.
150 Seemeilen haben wir auf diesem Törn ca. zurückgelegt. Das ist für ein Woche nicht wahnsinnig viel, aber mit dem Hafentag dann auch wieder nicht so wenig. Das Revier ist auch nicht so groß – es gibt da ein paar Einschränkungen wo und wann man überhaupt fahren darf (nicht bei Nacht, nicht nördlich von Great Barrier Island…) – aber wir haben wieder jede Menge neuer Erfahrungen gewonnen und im Land des aktuellen America´s Cup Siegers bzw. auf der „Alten Donau von Auckland“, da muss man als Segler halt einfach segeln.
Schön wars.
Mast & Schotbruch und vor allem immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!
Charly