Was für ein Flash – nach Wochen grüner chilenischer Wälder, Flüsse, schneebedeckter Vulkane kamen wir nach ca. 24 Stunden (Nachtbus von Pucón nach Santiago, Weiterflug nach Calama, Transfer..) in der Wüstenoase San Pedro de Atacama an. Vormals ein verschlafenes Nest – jetzt Eintrittsportal zu den Highlights der Atacama Wüste.
„Ois in den Kaff do is ollewei staubig….“ *
Niedrige Lehmhäuser, staubige und holprige Straßen, hartnäckige Grüngewächse zwischen Stein- und Sanddünen. Wir quartieren uns im B&B „Incahuasi“ ein und sind schon am ersten Tag entzückt von der Möglichkeit mit klapprigen Fahrrädern ins Ortszentrum radeln zu können – inklusive Einkaufskörberl, quietschenden Bremsen und wackligen Lenkstangen.
Diese prägende, sportive Erfahrung erleichtert uns die weiteren Entscheidungen – wer will schon das Valle de la Luna – ein „Must See“ – mit Minibus erkunden. Wir buchen schon mal im Zentrum zwei Mountainbikes für den nächsten Tag denn schließlich ist das „Mondtal“ mit seinen einzigartigen Wüstenformationen ja nur 8-15 km entfernt (je nachdem welche Auskunftsperson man antrifft) und der Sonnenuntergang soll atemberaubend sein…
Atemberaubend war dann zuallererst der konstante starke Gegenwind bei der Anfahrt. Um 17 Uhr sind wir gestartet und wir waren schon überzeugt, dass wir den Sonnenuntergang von der wie immer „lieblichen“ Bundesstraße („que lindo“) aus genießen würden. Wir gaben aber nicht auf und auch wenn wir aufgrund der weitgehend profillosen Reifen die Sandpassagen schiebend zurücklegen mussten, war das letztendlich geglückte Fotoshooting die Anstrengungen allemal wert. ABER – wir mussten ja auch noch zurück!
Perfekt ausgerüstet wie wir sind, setzten wir unsere Stirnlampen auf und fuhren auf der unbeleuchteten Bundesstraße – begleitet von rasenden Reisebussen – durch die Wüstenlandschaft bis wir im gelblichen Licht der ersten Straßenlaternen von San Pedro eine Verschnaufpause einlegten – der Zielsprint war dann ein Kinkerlitzchen!
Da wir jetzt die Bikes schon mal hatten, dachten wir legen wir einen Erholungstag ein und fahren in das nur 2km entfernte „Pukara de Quitor“ – die Ruinen der Ureinwohner – los Atacamenos. Eine „entspannende“ Besichtigung um die Mittagszeit – höchster Sonnenstand und Gluthitze.
„de Sunn reisst da s hirn o“ *
Unsere Hüte haben wir im Hostal gelassen – wer braucht die schon – und zum Aussichtspunkt (Gehzeit ca. 45 min leicht bergauf) müssen wir natürlich auch. Wie immer wird man von einem Naturschauspiel belohnt: Sicht auf die Vulkane bis nach Bolivien und in das grüne Tal des Rio San Pedro.
Was wurde eigentlich aus den Atacamenos: ursprünglich die ersten Landwirte und seßhaften Bewohner des Landes und eine Hochkultur, bis die Spanier inkl. Kirche kamen – no further comment – aber es gibt auch noch heute Atacamenos.
Jetzt wurde es aber Zeit, dass wir uns wie ordentliche Touris benehmen und eine der zahlreichen Touren in Anspruch nehmen. Wir entschieden uns für die Besichtigung der am weltweit höchst gelegenen Geysire: „Geisire de Tatio“. Damit man die dampfenden Wasserfontänen in ihrer vollen Pracht sieht sollte man bei Sonnenaufgang vor Ort sein!
Das bedeutet: 3 Uhr aufstehen – zwischen 4 und 5 Uhr mit Minibus losfahren, im Schlafzustand bei 80km/h auf holpriger, kurviger Straße weitere 2000 Höhenmeter zurücklegen und bei -7 Grad Celsius auf 4.200m aussteigen!!!
Mit ein bisschen Doping (Coca-Tee zum nächtlichen Frühstück) fühlen wir uns wie österreichische Spitzensportler. Warme Unterwäsche, Kopfbedeckung, Goretex Jacke – alles dabei – nur KEINE Handschuhe (die sollte man nicht vergessen).
Die ersten Fotos führten daher zu Erfrierungserscheinungen in den Fingerspitzen aber zum Glück brachte der einsetzende Sonnenaufgang Erleichterung und ein geniales Licht zum Erfassen dieser Höllenlandschaft. Getoppt wurde unser Ausflug mit der Sichtung unseres ersten „Zorros“ (Fuchs) und den dort heimischen „Vicunas“ (Lamaart). Am Rückweg konnten wir uns schichtweise wieder entkleiden und in San Pedro war’s dann wieder heiß und staubig!!
Mittlerweile ist unser letzter Tag in San Pedro und in Chile angebrochen!! Wir können Chile nicht verlassen ohne nochmals die Geduld der ansässigen Vierbeiner auf die Probe zu stellen. Mit „Trueno“ (Donner) und „Caprichosa“ (die Launische) reiten wir in das Valle de la muerte. Begleitet werden wir von einer super netten Guia aus Frankreich – Jessica hat es nach Chile verschlagen und jetzt managt sie die Ranch von „Rancho La Herradura“. Nach einem kurzen Check unserer bisherigen Kenntnisse schafft sie das schier Unglaubliche und wir schaffen unseren ersten Galopp (ohne Sturz in einer der zahlreichen Sanddünen!). Ein würdiger Abschluss!
„Es schaut ganz schlecht aus, dass I do wegkumm“ *
Und nach mehreren vergeblichen Versuchen gelingt es uns auch noch in einer bolivianischen Reiseagentur unseren nächsten Abschnitt zu buchen und morgen geht es dann Richtung Bolivien – tja, jetzt sind wir schon in der Nähe und eine kleine Planänderung war mal wieder notwendig!
Adios Chile – wir werden dich sehr vermissen!
Hasta la proxima vez!
* Irgenwie hat uns hier viele an „TEQUILLA SUNRISE“, von Dr. Kurt Ostbahn erinnert, allerdings deutlich positiver und charmanter als im betreffenden Lied.